Engelhardt H. H. „SE"-Bericht aus der Wertzeichendruckerei (II) Wie entstehen andersfarbige Bogenränder? Sammler-Express 1949 Heft 18 Seite 275



H. H. Engelhardt 949

SAMMLER-EXPttESS

Heft 18

„SE"-Bericht aus der Wertzeichendruckerei (H)


Wie entstehen andersfarbige Bogenrander?

Als wir vor einiger Zeit im „SE" (S. 114/1949) eine Abhandlung über den Aufbau einer SpezialSammlung der Köpfeserie der Deutschen Post mit ihren farbigen Randornamenten brachten, ahnten wir noch nicht, daß dies eine Flut von Zuschriften ergeben würde, in denen immer wieder die Frage auftauchte: Wie entstehen diese farbigen Randleisten? Und das war auch der Grund, einmal bei den zuständigen Stellen vorzusprechen, wobei unser Mitarbeiter nun folgendes erfuhr:

Der Druck der Kopfbilder bei der Deutschen Wertpapier-Druckerei in Leipzig erfolgt in Großbogen, bei denen in den Druckformen verschiedene Werte und demzufolge verschiedene Farben auf einem Druckbogen vereinigt sind.

Um einen einwandfreien Druck zu gewährleisten, werden Leisten zum Schutz .der besonders gefährdeten Plattenkanten in die Druckform eingebaut. Der starke Druck der Presse würde sonst den jeweiligen Anfangs- oder Endrand der Platten frühzeitig abnützen. Das vermutete Ungültigmachen der unbedruckten Bogenteile trifft in diesem Falle nur bedingt zu, da man ja sonst diese Leisten an allen Rändern bzw. Zwischenstegen der Druckbogen anbringen müßte.

Für diese Leisten benutzt man außer normalen Bleilinien in Sehrift-höhe auch zerschnittene Pleins. Als „Plein" bezeichnet der Wertzeichendrucker das feine Gitternetz bei Schecks, Wertpapieren und dergleichen. Das Wort wurde aus dem Französischen übernommen und bedeutet dort = „voll". In diesem Sinne ist es wohl beim Druck als vollständige Ueberdeckung des Wertpapieruntergrundes zu verstehen.

Die Vielzahl der gerade zur Hand liegenden Leisten, wie auch die mit jedem neuen erteilten Auftrag unterschiedliche Anordnung der Platten zur Druckform, wird somit wohl allen verständlich. Denn die Plattenzusammen-stellung hängt ron der Höhe der Auflage, den Wertstufen bzw. Farben und anderen Möglichkeiten ab, wobei sich der Drucker beim Zurichten nach den Gegebenheiten lichtet, is'o verlassen ständig andere Bogen mit anderen Rändern die Druckerei.

Allein die Notwendigkeit einer rationellen Arbeit ergab die Verwendung von Druckmaschinen, die gewöhnlich nicht beim Postwertzeichendruck anzutreffen sind. So rühren die andersfarbigen Bogenränder Ton einer Zweifarbenmasehine her. die mit zwei Farbwerken und zwei

Fundamenten sowie einem Druckzylinder arbeitet.

Die Abbildung dürfte den Druckvorgang und das Entstehen, in diesem Fall sogar von zweifarbigen Randstreifen, am besten erklären. Der Bogen wird vom Druckzylinder erfaßt und bei der ersten Umdrehung vom Fundament 2 bedruckt (welches vorher vom Farbwerk 2 eingefärbt wurde). Bis zur zweiten Umdrehung ist das vom Ersten Farbwerk eingei'ärbte 1. Fundament unter dem Druckzylinder angelangt und kann nun anschließend bedruckt werden. Auf Grund der in der schematischen Darstellung angegebenen (aber mir angenommenen, nicht unbedingt erforderlichen) Leisten kann es vorkommen, daß die in der Mitte des Druckbogens zusammentreffenden Leisten des ersten und zweiten Fundaments übereinander abdrucken.

Wie schon erwähnt, ist die; Anordnung der Leisten den Erfordernissen deis Druckes entsprechend, die bei jeweiliger Plattenz'usam-menstellung wechseln kann, so daß auch nur der andersfarbige Lsistcnaibdruck beim Schnitt der Bogen auf denselben erscheint.

Die großen Randleisten stehein immer quer zur Druckrichtung, kleinere Stücke können von Randmarkierungen auf der Längsseite für den Schnitt herrühren. Desgleichen können sie auch zur Ausfüllung einer sich beim Druck störend bemerkbar machenden Lücke dienen. Von den ebenfalls im Gebrauch befindlichen normalen Stoppzylinderpressen, die- mit je einem Farbwerk, Fundament und Zylinder ausgestattet

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sind, existieren jedoch nur Bogenrander tu gleicher Druckfarbe des Markenbogens. Obwohl auch diese Presse farbenmäßig bis zu vier Farben unterteilt werden kann, ist d&s jedoch nur in der Druckrichtung möglich. Da ich schon erwähnte, daß die Leisten nur quer zum Druck eingebaut werden, ergeben sich nur gleichfarbige Leisten nach dem Schnitt.

Die auf der Abbildung nur zweimal geteilten Walzen der Druckwerke können ebenfalls bis zu viermal aufgeteilt werden, was einen mit acht verschiedenen Werten versehenen Druckbogen ergeben würde. Auch dabei würden nur die halben Fundamente ausgenützt, jedoch die Markenibogen mit der Längsseite nebeneinander aufgelegt werden, worauf die Randleisten an dem Ober- oder Unterrand erscheinen würden, falls sie nicht, was zum größten Teil geschieht, dem Schnitt zum Opfer fallen.

Wir hoffen, mit unseren Ausführungen das Entstehen der andersfarbigen Randleisten der Kopfbildserie hinreichend geklärt zu haben und möchten abschließend nochmals auf die Größe dieses Forschungsgebietes hinweisen. Wer sich jedoch durch diese Zeilen mit der Druckkunde näher befassen will (und das sollte jedem Sammler eine Selbstverständlichkeit sein), der wird in der Broschüre von Dr. Gerhard Schmidt, ,,Die Geburt der Marke", noch das





finden, was nicht zuletzt auch aus dem Briefmarkensammler den Philatelisten macht.

H. H. Engelhardt

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