H. H. Engelhardt

„SE"-Bericht aus der Wertzeichendruckerei (IV)

Was ist eine Kreuzzähnung?




Die Ueberschrift wird viele alte Sammler verwundern, kannte man doch bisher nur drei verschiedene Arten, die am Anfang aller Kataloge auch aufgeführt werden. Dies ist die Linien-, Kamm- und Kastenzähnung, deren grundlegende Arbeitsweise in diesem Zusammenhang kurz wiederholt sei:

Bei der Linienzähnung erfolgt die Längs- und Querperforation in einzelnen Linien reihenweise nacheinander. Hingegen wird bei der Kammzähnung jede Markenreihe mit einem Zähnungsschlag oben und an den Seiten (also kammartig) gezähnt, während die letzte, die Kastenzähnung, den gesamten Bogen in einem Arbeitsgang perforiert.

Was ist nun der Unterschied vorgenannter Zähnungsarten zu der neuen Kreuzzähnung und woran ist sie erkenntlich?

Mit einem Schlag der Kreuzzähnung werden jeweils zur Hälfte zwei Markenreihen (die untereinander liegen) gezähnt, im Gegensatz zur Kammzähnung, die ja

Erkennen Sie die Kreuzzä/munp?



die gesamte Markenseite einer Reihe •zahnt.

Es besteht jedoch bei der Kreuzzähnunq ebenfalls eine durchgehende waagerechte Perforierlinie, nur, daß die senkrechten bzw. seitlichen Linien nach unten und oben abgehen. Man könnte demnach von einer doppelten Kammzähnung sprechen. Um aber einen klaren Unterschied zu schaffen, solil der von den Fachleuten benutzte Ausdruck der Kreuzperforation als Kreuzzähnung in die Philatelie übernommen werden.

Das Erkennen der Kreuzzähnung geschieht demzufolge 'an dem Zusammentreffen der senkrechten Zähnungslinien. Wenn aui die Einstellung des Vorschubs in der Maschine nicht die nötige Sorgfalt verwendet wird, ergeben sich ungleiche Abstände, die sich bei der Kreuzzähnung äußerst auffällig bemerkbar machen, da die Anschlösse ides Vorschubs in der Mitte der einzelnen Marken liegen. Bei der Kammzähnung Hegt dagegen die Differenz am unteren Rande der Wertzeichen, wodurch das Markenbild nicht gestört wird. Durch das unterschiedliche Zusammentreffen, was auf fast jedem Bogen der Kreuzzähnung festzustellen ist, ergeben sich zu enge oder zu weite Zwischenräume, die das Ineinandergehen zweier Löcher bzw. das Fehlen einer Perforiernadel in letzterem Falle vortäuschen.

Bei der Kreuzzähnung wird, durch die Arbeitsweise bedingt, der Ober- und Unterrand des Bogens immer durchgezähnt, während dies bei der Kammzähnung nur einmal der Fall ist. Der Grund, daß

Kreuzzähnungen benutzt werden, ist rein technischer Natur. Praktisch gesehen hat die kreuzweise Anordnung der Perforation kejne besonderen Vorteile gegenüber den anderen Zähnungen, höchstens bü-im Anreißen der Markenbogen könnte ein solcher zu suchen sein, da, wie eben erwähnt, die Zähnung bereits im oberen Markenrand beginnt. Der Fachmann benutzt sie vorwiegend dort, wo der Querschnitt bzw. die Ausladung der Matrize (Führung der Stempel mit den Perforiernadeln) in der Zähnungsmaschine für größere Marken nicht mehr ausreicht, d. h. daß die Längsperforierlinie bei einer Kammzähnung zu nahe an den Rand der Matrize kommen würde.

Wenn wir uns nach Marken in Kreuzzähnung umsehen, so finden wir diese bei allen Leipziger Messemarken, welche in der Deutschen Wertpapier - Druckerei, vorm. Giesecke & Devrient AG., in Leipzig hergestellt wurden. Hier trifft auch vorstehende Erklärung der Anwendung bei großen Marken zu. Wir finden jedoch diese immerhin sonderbare Zähnung zum Teil auch bei den normalformatigen Werten der Leipziger OPD-Ausgaben von 1945/46, wie auch bei der jetzigen K'opf-bildserie neben der regulären Kammzähnung, da bekanntlich alle genannten Aus-

gaben bei der gleichen Druckerei angefertigt und gezähnt worden sind.

Die hierfür zur Verwendung kommenden Perforierstempel haben folgendes Aussehen: Von der durchgehenden waagerechten Nadelreihe gehen beim Normal-formal (21X26 mm) nach oben 9 und nach unten 6 Nadeln ab, während beim Groß-(Messe)-Format (45X37 mm) einmal 16 und einmal 7 Nadeln abgehen. Die Frühjahrs-Messemarken 1947: sofern Leipziger Druck

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und keine Linienzähnung, wiesen oben 7 und unten 16 Löcher auf, dagegen ze gen alle weiteren Messeausgaben die von der genannten Firma angewandte Zähnung gerade umgekehrt, also 16 Löcher nach oben und 7 nach unten. In allen Fällen ist die Kreuzzähnung philatelistisch gemessen

Entsprechende Aufnahma in den großen Katalogen bzw. Richtigstellung der bisherigen Zähnungsangabe dürfte angebracht sein. H. H. Engelhardt


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