Redende Ränder - Dr. Heinrich Zempel - Deutschlandsammler 1961 S. 24-32

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Redende Ränder

von Dr. Zempel, Halle a. S. Was die Bogenränder über die „Köpfeserie" berichten

Immer wieder ist zu hören, Schalterserien seien langweilig. Das mag stimmen, sofern man bei ihrem Erscheinen die nötigen Marken kauft und sich dann nicht weiter um sie kümmert, allenfalls über sie schimpft und ungeduldig ihr Ende herbeiwünscht, um dann die neue mit gleicher Verachtung zu strafen. Werden sie jedoch während ihrer Gebrauchszeit mit der nötigen Aufmerksamkeit beobachtet, so bieten sie dem, der an mehr als bloßer Bildchensammlerei interessiert ist, vieles, was den kurzlebigen Sonderausgaben abgeht. Infolge der für die Schalterserien erforderlichen Massen — und weiteren zahlreichen Ergänzungsauflagen treten Papierverschiedenheiten und Farbabweichungen auf. Ferner, Schäden und Ausbesserungen sind auf den stark beanspruchten Platten unvermeidlich, selbst die Perforierung bringt öfters seltsame Gebilde hervor. Alles das besonders in Zeiten mit wirtschaftlichen Mangelerscheinungen, in denen sich auch Druckereien mit dem an Maschinen und Material gerade Vorhandenen behelfen müssen, und die Kontrolle manches durchgehen läßt, was sonst als Makulatur ausgemerzt werden würde. Doch nicht allein die eben gekennzeichneten Erscheinungen geben den Schalterausgaben eine Sonderstellung, selbst ihre Bogenränder verdienen Beachtung, insbesondere bei der DDR. Außer den üblichen routinemäßigen Bestandteilen an Auf-rechnungs- und Reihenzahlen ist auf ihnen noch manches zu-finden, was phtlateli-stische Neugier teilweise befriedigt und was sonst nicht zu erfahren wäre, weder von der Druckerei noch von der Postverwaltung. Es braucht dabei nicht immer Geheimniskrämerei unterstellt zu werden. Meist handelt es sich wohl um nur dem Laien nicht geläufige Selbstverständlichkeiten, die eben zum Handwerk gehören, manchmal auch um zufällig auf den Rändern" sichtbar gebliebene Reste innerbetrieblicher Gepflogenheiten. Nun, Philatelisten pflegen allem nachzugehen, was mit dem Werdegang der Marken zusammenhängt, und sei's auch nur am Rande. Freilich darf solch Unterfangen, Randdrucke zu beobachten und zu sammeln, nicht dem Zufall allein anheimgestellt werden. Der fördert bestenfalls diese oder jene Kuriosität zutage. Die aber bleibt, was sie ist, ein hübsches Einzelstück ohne Zusammenhänge aufhellenden Aussagewert. Ein wenigstens skizzenhaftes Bild fäßf sich nur durch ständige Beobachtung und Zusammentragen aller erreichbaren Randdrucke gewinnen. Dann erst beginnen Ränder zu reden. Wie weit sie dazu befähigt sind, soll an den Ausgaben der Köpfeserie auf Wz.-Papier Kreuzblumen gezeigt werden.

Diese Ausgabe mit den Werten zu 2, 6, 8, 10, 12, 15, 16, 20, 24, 25, 30, 40, 50, 60, 80 und 84 Pf. erschien ab 11.Oktober 1948. Ihre Morkenbilder sind Köpfe von bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft nach Entwürfen von H. llgenfritz, so Käthe Kollwitz auf 2 und 20 Pf, Gerhard Hauptmann auf 6 und 40 Pf, Karl Marx auf 8 und 50 Pf., August Bebel auf 10 und 84 Pf., Friedrich Engels auf 12 und 30 Pf., G. W. F. Hegel auf 15 und 60 Pf., Rudolf Virchow auf 16 und 25 Pf, und Ernst Thälmann auf 24 und 80 Pf. Die Werte zu 12 und zu 24 Pf. liefen vom Sommer 1950 ab aus, da sie am 27, Mai durch solche mit dem Bild Wilhelm Piecks ersetzt worden waren, so daß von dieser Zeit an zwei verschiedene Schalterausgaben nebeneinander liefen; die beiden Wilhelm-Pieck-Marken, zu denen später noch der [25]


[26] 5 Pf.-Wert kam und dessen Bild auch für die Markwerte benutzt wurde, und die restlichen Werte der Köpfeserie. Bekanntlich wechselten beide Ausgaben im Sommer 1952 das Wz.-Papier. Hier interessiert, wie gesagt, nur die Ausgabe mit dem Wz. Kreuzblumen. Ihren Druck besorgte die Leipziger Firma Giesecke & Dev-rient, die ja über Erfahrungen mit der Herstellung von Wertpapieren verfügte. Als volkseigner Betrieb wechselte sie bald den Namen in VEB Deutsche Wertpapier-Druckerei. Die Ausführung geschah im Buchdruckverfahren, das als Negativdruck mit farbpositivem Grund bezeichnet werden J<ann. Keine dieser Ausgaben weist, wie später die 5-Jahrplanserie, am Bogenrand ein Signet noch eine Auftragsnummer auf, die wenigstens Auskunft gäben über Zahl und Folge der ausgeführten Aufträge für die einzelnen Werte. Um so höher muß geschätzt werden, was die Randdrucke über die Herstellung dieser Serie verraten. :

Da der Begriff Randdrucke im weitesten Sinne gefaßt wird, gehören dazu auch die Leisten auf den Seiten-, Ober und Unterrändern, weiter Auftragsnummern, Druckdaten, Angaben über Papierwechsel, Druckerbuchstaben, volle Druckernamen und Druckermonogramme. Abgesehen werden kann von den Aufrechnungszahlen am Ober- und den Reihenzahlen am Unferrand, da sie dem üblichen Schema entsprechen. Erste sind durchschnittlich 5—6 mm vom Markenrand entfernt, letzte aber weisen Abstände von 3,5—7 mm auf. Aufrechnungszahlen am linken Seitenrand wurden nicht angebracht.

Doch bevor auf die verschiedenen Randdrucke eingegangen wird, dürfte ein kurzer, allgemeiner Oberblick über diese Ausgabe nützlich sein. Zwei Druckperioden lassen sich unterscheiden. Die erste umfaßt die Jahre 1948 und 49, die zweite die folgenden. Natürlich sind die Übergänge fließend. Entsprechend dem verschieden großen Bedarf an Ergänzungsauflagen für die einzelnen Frankaturwerte treten die charakteristischen Merkmale hier früher, dort später auf. Von 1950 an wird das Papier immer besser, seine Farbe immer weißer — man verzeihe diesen Komparativ. Marken auf solchem Papier sind in Sammlungen selten zu sehen. Dort ist das der Jahre 1948/49 vorherrschend, das hart, glasig und transparent ist und eine bräunliche, gelbliche oder leicht graue Farbe hat. Weiter kann aus vielen Beobachtungen geschlossen werden, daß die Druckplatten in der ersten Druckperiode anders beschaffen waren als in der zweiten. Häufig vorkommende Plattenfehler und Plattenschäden, das allmähliche Verschwinden feinerer Linien und die dünner >und leicht verstümmelt werdende Negativschrift, die teils durch wenig geschickte Nachgravierung, teils durch Zerstörung der Plattenoberfläche an den Bychstabenrändern öfters recht groteske Formen zeigt, alles das macht wahrscheinlich, daß in der ersten Periode weichere Galvanos zum Druck benutzt wurden, in der zweiten aber widerstandsfähigere verchromte oder verstählte Platten. Besser als Worte veranschaulicht Abb. 1 an der Hoheitsbezeichnung einzelne Entwicklungsstadien von der Normalausführung bis zu recht ungewöhnlicher Schriftdeformierung. Es konnte niemandem verübelt werden, wenn er beim ersten Anblick solcher Stücke vermeinte, es handle sich um plumpe Fälschungen. Mit so entarteter Schrift sind sie jedoch nur in häufig gebrauchten Werten mit hohen Auflagen anzutreffen. Von 1950 an nun wird die Druckausführung wesentlich sauberer und klarer, Abnutzungserscheinungen und Plattenfehler sind kaum noch zu finden, auch die Farbgebung der einzelnen Werte bleibt konstanter. Selbst die Perforierung ist nun besser. Bis dahin war diese meist recht unsauber, mehr nadelstichartig als gezähnt, oft mit Lücken verschiedener Größe zwischen den einzelnen Zähnyngsschlägen, so daß Marken unterschiedlicher Länge auftraten. Stark abgenutzte, nicht mehr exakt arbeitende Perforiermaschinen werden das verursacht haben. Das gilt nicht nur von der regulären Kammzähnung, sondern auch von der mit Doppelkamm, der oberhalb der waagerechten Nadelreihe 9, unterhalb 6 Nadeln für die senkrechte Perforierung aufweist. So gezähnte Marken gibt es von allen Werten der ersten Auflagen. Sie sind allerdings einwandfrei erkennbar recht selten. Während mit der Doppelkammaschine in der Regel die großformatigen Marken jener Jahre perforiert wurden, scheint sie für die Köpfeserie nur aushilfsweise herangezogen worden zu sein. Dazu kommen in der ersten Periode die vielen seltsamen Verzahnungen von beiden Perforiermaschinen, die allein ein originelles und amüsantes Sammelgebiet abgeben. Insgesamt zeugt, das alles von Schwierigkeiten, mit denen die Druckerei bis 1950 zu kämpfen hatte, maschinellen wie personellen, denn die Verzahnungen werden auf noch wenig geschultes Personal zurückzuführen sein; daß die Kontrolle sie durchgehen ließ, dafür wird wohl Papierknappheit verantwortlich sein.


[27] Nicht zuletzt ist für die beiden Druckperioden ein verschiedenartiger Gebrauch der Randleisten kennzeichnend. In der ersten treten sie vornehmlich am Seitenrand auf, aber das nicht durchgängig, sondern nur auf Einzelauflagen einiger Werte, in der zweiten am Ober- und Unterrand. In der Übergangszeit waren Balkenleisten auf 2- und 20 Pf.-Bögen zu sehen, deren Zweck noch ungeklärt ist. Randleisten zum Schutz der Plattenränder sind nun auf deutschen Markenbögen nichts besonderes. Jeder kennt die schmalen Strichelleisten als Merkmal der Plattendrucke. Von ihnen unterscheiden sich die der Köpfeserie auf mancherlei Weise. Zunächst allgemein in der Art der Ausführung, wie das Abb. 2 zeigt. Von den 10 Arten kommen 5, 6 und 7 nicht als Seitenrandleisten vor, 4, 9 und 10 wiederum nicht am Ober- und Unterrand. Balkenleisten von 3—4,5 mm Breite sind selten verwendet worden. Sie mögen noch vorhandenem Linienmaterial der Druckerei entstammen. Vorherrschend sind ornamentale Linienmuster, die, an der Einzelmarke gesehen, zu der Annahme verleiten könnten, es handle sich um Zierleisten. Solchen Luxus und gar auf einer Schalterausgabe gestatteten die damaligen Zeiten aber nicht. Sie sind auch keine zweckbestimmende Sonderanfertigung. Wer die Muster genauer betrachtet, wird erkennen, daß das Streifen von Unterdruckplatten sind, die vielleicht nicht mehr' benötigt wurden, vielleicht auch nicht mehr recht yerwendungsfähig waren. Giesecke & Devrienf war ja bekannt für den Druck amtlicher Papiere, die oft einen Unterdruck trugen. Für den vorgesehenen Zweck genügten sie hier vollauf, zumal in der damaligen Zeit. Also trennte man von ihnen geeignete Streifen ab, längs oder quer, Nr. 2 und 3 weisen ja das gleiche Muster auf, nur um 90° verschieden geschnitten. Ganze Leisten sind sehr selten, sie zeigen, daß die für den Seitenrand ca. 10 mm breit sind, für den Oberrand aber 5 mm; die vom Unterrand sind immer nur als schmale Streifen erhalten geblieben. Das eigenartigste Muster weist Nr. 9 auf. Es sieht aus, als ob es zum Teil von einer Platte zum Druck von Etiketten stammte. Diese Leiste ist nur auf 6 Pf.-Bögen von Querreihe 5 bis zum Unterrand anzutreffen, immer sitzt über ihr eine Balkenleiste in der Farbe des 12 Pf .-Wertes.

Schutz der Plattenränder wie bei den früheren deutschen Ausgaben ist beim Druck der Köpfeserie nicht der ausschlaggebende Grund für die Anbringung gewesen, zumindest nicht für die SeitenrandTeisten, Dagegen spricht die nicht durchgängige Verwendung. Sie waren ja, wie bereits erwähnt, nur auf Teilauflagen einzelner Werte anzutreffen, während vorhergehende oder nachfolgende sie nicht aufwiesen, und auf den Bögen der 50-, 80- und 84 Pf.-Marken sind sie nie bemerkt worden. Dagegen spricht ferner die unsystematische Anbringung. So waren sie auf 8-, 10-, 15- und 16 Pf.-Bögen nur als ca. 3 cm lange Stücke am unteren, bei den beiden letzten auch am ooeren Seitenrand zu sehen, von denen man annehmen darf, daß sie zur überbrückung des normal zwei Markenlängen ausmachenden Zwischenraums zwischen den beiden oberen und den beiden unteren Platten gedient haben. Andere zeigten sie entlang des ganzen Seitenrandes und dritte von Querreihe l—10. Die interessantesten Schalterbögen sind nun solche, die linksseitig die Farbe des Markenbogens aufweisen, rechtsseitig jedoch die eines anderen Wertes. Sie wenigstens geben Aufschluß über den Grund der Verwendung, und das besonders eindeutig die bereits erwähnte Doppelleiste 9 auf dem rechten Rand von 6 Pf.-Bögen, wo über der gemusterten in der Markenfarbe die blaue Balkenleiste in der Farbe der 12 Pf.-Marken sitzt. Das kann doch nur heißen, daß zuerst die linke Seite des Maschinenbogens mit dem Werr zu 6 Pf. bedruckt wurde und dann die rechte Seite mit dem zu 12 Pf. Da später diese Leiste auch linksseitig steht, muß hier zuerst die rechte Seite mit 6-, dann die linke Seite mit 12 Pf.-Marken bedruckt worden sein. Doch die Frage, in welcher Reihenfolge das geschah, ist zweitrangig gegenüber der Tatsache, daß ein solches Verfahren überhaupt praktiziert wurde. Auch die Schalterbögen, die zwar keine Doppelleiste tragen, aber rechtsrandig immerhin eine andersfarbige, verraten einen Zwillingsbruder. Und so sind außer 6-, 12- und 12- und 6-als Partner auf einem Maschinenbogen noch zu erkennen: 2- und 12-, 6- und 60-, 20- und 40-, 25- und 30 Pf.-Marken.

In den ersten Monaten des Jahres 1950 wurde solch seitenverschiedener Schalterbogendruck bereits ohne Leisten durchgeführt. Ihn beweisen nur Druckkontrollvermerke (Druckerbuchstabe, Jahreszahl und ca. 2 cm langer Balken) am linken Seitenrand von 40- und 50 Pf.-Bögen in der Farbe des 24 Pf.-Wertes. Es kommen also hinzu: 24- und 40-, 24- una 50 Pf.-Bögen. Es ist leicht möglich, daß auch noch

[28] Zerlegen in Schalterbögen abgeschnitten worden sind.

Während in der zweiten Druckperiode ein anderes Verfahren bevorzugt wurde, hat die Druckerei dann gegen Ende dieser Druckzeit doch wieder auf diese Art des Zwillingsdruckes zurückgegriffen. Auf dem linken Rand von 25- und 84 Pf.-Bögen steht nämlich der volle Druckername in der Farbe des 30 Pf.-Wertes, so daß als weitere Druckpaare hinzukommen: 30- und 25-, 30- und 84 Pf. Zusammenfassend zeigt die folgende Tabelle,»welche Werte überhaupt, mit Seitenrandleisten versehen, gefunden wurden, in welchem Muster sie ausgeführt waren und welche als ungleiche Schalterbogenpaare anzusprechen sind. Die jeweilige Leistenfarbe wird durch eine Zahl bezeichnet, die der entsprechende Wert als Farbe aufweist. In der O-Spalte stehen die Schalterbögen ohne Leisten, die ihren linken Partner nur durch andersfarbige Druckkontrollvermerke oder volle Druckernamen verraten.


[29] Zweckbestimmung nur auf 2- und 20 Pf.-Bögen beobachtet worden, recht spät dann noch strichartige, dem Muster 10 ähnliche, auf 8-, 30- und 84 Pf.-Bögen, auf denen mit 30 Pf.-Marken nur als einfacher längerer Strich im oberen, auf denen zu 84 Pf. im oberen und im unteren Seitenrand. Sie gleichen mehr Schnittmarkierungen denn Leisten.

Charakteristisch für die zweite Druckperiode sind Ober- und Unterrandleisten. Erste waren vorher gar nicht zu sehen, letzte recht spät und selten. Während nun die Leisten am Unterrand immer die gleiche Farbe aufweisen wie die Marken des Schalterbogens, traten am Oberrand zwei verschiedene Arten auf, entweder gleichfarbige, also den Bogenmarken entsprechend, oder andersfarbige, d. h. in der Farbe eines anderen Wertes. Diese allein verdienen unser Interesse, denn sie lehren, daß nun die Zwillingspaare auf dem Maschinenbogen nicht mehr nebeneinander standen sondern übereinander, oder anders gesagt, die beiden oberen Schalterbögen waren mit anderen Werten bedruckt als die beiden unteren. Welche Gründe diesen Verfahrenswechsel bewirkten, ist unbekannt. Die Schalterbögen mit andersfarbigem Oberrand waren hier nicht durchgezähnt. Sie sind also bereits vor der Perforation von den beiden oberen, mit anderen Werten bedruckten, getrennt worden, wohl weil bei diesem Druckverfahren der normal zwei Markenlängen befragende Zwischenraum zwischen den oberen und den unteren Schalterbögen nicht genau eingehalten werden konnte und damit das Perforieren des ganzen Maschinenbogens in einem Arbeitsgang verhinderte. Schalterbögen mit gleichfarbiger Oberrandleiste kommen durchgezähnt und nicht durchgezähnt vor und geben dadurch zu erkennen, ob sie Ober- oder Unterbögen waren.

Als ungleiche Paare dieser Art können belegt werden: 2/24, 6/16, 6/20, 6/40, 16/2, 16/8, 16/50 Pf.-Bögen. Bei der Kombination 16/8 ist die erhaltene Leiste so schmal, daß ihr Muster nicht erkennbar ist. Daß dies 5 wäre, ist also nur eine Annahme. Andere andersfarbige Leisten werden ganz der Beschneidemaschine zum Opfer gefallen sein, so daß weitere Kombinationen unerkennbar blieben. Daß sie zustande gekommen sind, dürfte wahrscheinlich sein. Immerhin lassen die gefundenen bereits folgendes erkennen: entweder wurde ein häufig gebrauchter Wert oft mit einem weniger gebräuchlichen gekoppelt, wofür die Kombinationen mit 6 Pf.-Marken paradigmatisch sein mögen, oder zwei weniger gebräuchliche mußten einen Maschinenbogen teilen, so früher 20- und 40.-, 25- und 30 Pf. und jetzt 1672, 16/8, 16/50 Pf. Wieder gibt eine Tabelle nähere Aufschlüsse über die Muster der gefundenen Leisten, ihre Stellung und ihr Vorkommen. Gleichfarbige sind nur angekreuzt worden, andersfarbige aber durch eine Zahl bezeichnet, die für die Farbe dieses Wertes steht. Da es, vom Standpunkt des Nichtfachmanns aus gesehen, rationeller sein dürfte, in einem Druckgang alle vier Schalterbögen mit dem gleichen Wert zu bedrucken, als nach diesem oder jenem Verfahren zwei verschiedene nacheinander, ist die Frage nach dem Warum solches umständlicheren Tuns berechtigt. Der Grund wird sein, daß man bei der großen Zahl der Werte — es sind immerhin 16 — die wohl nicht gerade reichlichen Papierbestände für möglichst viele nutzen mußte. Die eigentlichen Randdrucke hatten keinen feststehenden Platz, sie waren an verschiedenen Stellen angebracht, aber immer an den Seitenrändern. Was davon an Auftragsnummern und Druckdaten gefunden wurde, ist zwar nicht überragend viel für eine Druckzeit von rund 4 Jahren, aber immerhin ein paar Meilensteine im Verlauf dieser Ausgabe, nützlich genug für genauere Festlegung des Gebrauchs der recht unterschiedlichen Papiersorten. Ganz allgemein kann das auch durch Vergleich mit den Papieren der in diesen Jahren erschienenen Sonderausgaben geschehen. Solchen Bemühungen geben jedoch konkrete Angaben aus der Serie selbst gute Hilfe.

Aus dem Jahr 1948 ist als Auftr.-Nr. in Verbindung mit verschiedenen Druckerbuchstaben 1990 auf 6- und 12 Pf.-Bögen bekannt. Es dürfte sich um die erste, für den Druck dieser Ausgabe überhaupt verwendete handeln. 1949 ist nur eine beobachtet worden, und zwar 2034 auf 8 Pf.-Bögen. Ihr vorgestellt ist außer dem Druckerbuchstaben noch das Druckdatum, der 24. 5. Für 1950 wurde gar keine gefunden. Allein die oben genannten 40- und 50 Pf.-Bögen mit kurzem Balken und Druckerbuchstaben in der Farbe des 24 Pf.-Wertes geben dazu noch ganz allgemein [19150 als Druckiahr an. Daß das im Frühjahr geschehen sein muß, läßt sich erschließen; denn bereits im Mai wurden die 24 Pf-Marken mit dem Bild Thälmanns durch die mit dem von Wilhelm Pieck abgelöst. 1951 ist mit zwei Auftr.-Nrn. vertreten.


[31] Die erste, 2717, steht auf 8-, 20- und 30 Pf.-Bögen. Auf ersten und letzten ist darunter noch H. Thiele als Drucker und der 8. bzw. 12. 7. 51 als Druckdatum vermerkt. Auf 10- und 15 Pf.-Bögen befindet sich eine weitere in einem erfreulich ausführlichen Druckkontrollvermerk. Der lautet für den 10. Pf.-Wert „Auftragsnummer278328.9.51 Schmitt Neues Papier"; für den zu 15 Pf. ist es der gleiche, nur mit zwei anderen Druckdaten, dem 15. und dem 16. 11, 51. Erstaunlich ist, daß zwischen der Ausführung beider Werte mit doch gleicher Auftr.-Nr. eine Zeitspanne von über eineinhalb Monaten liegt. Der Hinweis »Neues Papier" bezieht sich nicht auf Wz.-Wechsel, der trat erst ein Jahr später ein, sondern lediglich auf die bessere Qualität. Die letzte Auftr.-Nr. dieser Serie stammt aus dem Janr 1952. Wieder steht sie in einem Druckkontrollvermerk von 15 Pf.-Bögen: „21. 1. 52 Auftrags-Nr. 2906 Neumann F". Da in gleichen Vermerken noch der 22., 23. und 24. 1. als Drucktage gefunden wurden, dürfte es damit einmal gelungen sein, wohl die Gesamtdruckzeit dieses Auftrages für 15 Pf.-Marken zu erfassen, hingegen nicht ganz vollständig die eines später ausgeführten für 2 Pf.-Marken ohne Auftr.-Nr., nur mit Druckdaten versehen, und zwar mit dem 15. 16., 19. und 21. 3 [1952J. Der Vollständigkeit halber sei noch hinzugefügt, was an Auffr.-Nrn. und Druckdaten später auf dem Papier mit dem Wz. DDR und Posthorn gefunden wurde, 1.) 4224 vom 29. 7. 52 auf 40 Pf.-Bögen mit gewöhnlichem Papier, 2.) 4439 vom 17. und 18.12. 51 auf 60- und 3.) 4469 vom 19., 21. und 23. 12. 52 auf 84 Pf.-Bögen, diese beiden auf gestrichenem.

Die Gesamtauflage weist also als Pole die Auftr.-Nrn. 1990 und 4469 auf, dazwischen leider nur wenige datierte Fixpunkte. Trotzdem ermöglichen sie ohne Zwang Erkenntnisse. Die Deutsche Wertpapier-Druckerei zählt fortlaufend alle eingehenden Aufträge ohne Rücksicht auf ihre Herkunft und Jahresabschnitte, wie dies auch seinerzeit die Staatsdruckerei tat, allerdings setzte sie hinter die HAN, durch eine Lücke getrennt, die beiden letzten Ziffern des jeweiligen Jahres der Druckausführung. Beide also zählen die Aufträge für den Druck von Marken nicht gesondert von den übrigen, wie später die Graphischen Werkstätten der 5-Jahrplanserie, wo dafür eigens zwei übersichtliche Systeme nacheinander aufgestellt wurden, zuerst ein dekadisches mit 100 als Basis und, als das nicht ausreichte, ein Dreißigersystem, das von 500 ausgeht. In beiden verfügt jeder Einzelwert über einen dem System entsprechenden Zahlenraum, in dem die ausgeführten Aufträge fortlaufend notiert werden. So kann jeder, der dies Zählverfahren kennt, sofort sehen, wieviele insgesamt für jeden Einzelwert gedruckt und ob auch alle erfaßt worden sind.

Weiter dürfte offensichtlich sein, daß die Deutsche Wertpapier-Druckerei, in den ersten Jahren wenigstens, gleichzeitig von der Post aufgegebene Aufträge zum Druck verschiedener Werte mit der gleichen Auftr.-Nr. versah; denn 1990 steht zugleich auf 6- und 12-, 2717 auf 8-, 20- und 30-, 2783 auf 10- und 15 Pf.-Auflagen. Als sie 1957, nach 4 Jahren also, den Markendruck wieder übernahmen, nun der 5-Jahrplanserie, waren die Schalterbögen nicht nur mit einem Druckvermerk versehen, sondern auch mit einer Auftr.-Nr, dahinter. Ein ihr vorgestelltes P kennzeichnete nun den Auftrag als einen von der Post. Und das jetzt für jede einzelne Teilauflage jedes Wertes, beginnend übrigens mit P 46754. Trotzdem bleibt diese Zählweise unübersichtlich für philatelistische Zwecke gegenüber der der Graphischen Werkstätten, weil keine Möglichkeit besteht, die erfaßten Auftr.-Nrn. hinsichtlich Vollzähligkeit zu überprüfen.

Druckernamen waren auch schon früher gelegentlich auf deutschen Schalterbögen zu sehen, doch mehr unbeabsichtigt als gewollt. Anders bei der Köpfeserie, wo sie in der zweiten ein charakteristisches Merkmal der Schalterbögen aus dieser Zeit bilden. In der ersten war das noch nicht so; da traten sie verhältnismäßig selten auf. Es bestand auch keine Einheitlichkeit in bezug auf Ausführung und Stellung am Bogenrand. Volle Namen wurden wenig gebraucht. So machen sich als Drucker der Schalterbogenkombination 20—40 Pf. Hierse und Spieß bekannt, jener für den 20-, dieser für den 40 Pf.-Wert. H. Thiele zeichnet als Drucker der Auflage 2717 auf 8-und 30 Pf.-Bögen. Etwas häufiger verwendet wurde der Anfangsbuchstabe des Namens, meistens in Verbindung mit anderen Angaben, so R und S hinter der Auftr.-Nr. 1990 auf 6-, H hinter der gleichen auf 12 Pf.-Bögen. Der Drucker S der 8 Pf.-Auflage 2034 setzte sein Erkennungszeichen zwischen Druckdatum und Auftr.-Nr. 9 und N waren am Druck der Kombination 24—40 und 24—50 Pf. beteiligt. Sie brachten ihr Signum hinter der Jahreszahl an. Auf zwei 80 Pf.-Bögen wieder steht jeder der beiden Buchstaben allein.



[32] In der ersten Druckperiode ist also keine feste Regel für die Verwendung, Ausführung und Anbringung des Druckernamens zu erkennen. Vom Frühjahr 1950 an tritt in dieser Hinsicht ein Wandel ein, den noch die letzten Auflagen der 12- und der 24 Pf.-Marken mitmachen. Ausnahmen sind in dieser Zeit Druckernamen in Verbindung mit anderen Angaben auf den oben genannten 10- und 15 Pf.-Auflagen mit den Auftr.-Nrn, 2783 und 2906. Sonst aber herrscht Einheitlichkeit. Der Druckername steht allein, meist mit nachgestelltem Vornamen. Sein Platz ist immer der senkrechte Mittelsteg zwischen den beidefi Schalterbögen, hier etwas nach der oberen Hälfte hin, immer in der Stegmitte und parallel zur Markenhöhe. Da nun nicht auszumachen ist, was zu setzen richtig wäre, ob von oben nach unten oder umgekehrt, werden beide Leserichtungen gebraucht, üblich ist die Ausführung in Antiquaschrift, die in Grotesk tritt zurück. Gegen Ende dieser Druckzeit wurde begonnen, vor den Namen noch eine vierstellige Zahl zu setzen, die dann später auf den Ausgaben mit dem Wz. DDR und Posthorn vor allen für diese Zeit bekannt gewordenen Druckernamen steht, für jeden immer die gleiche. Es handelt sich also um eine Kennziffer und keine Auftr.-Nr., wie angenommen werden könnte. Beim Zerlegen des Maschinenbogens in Schalterbögen geriet nun der Name mal auf den linken, mal auf den rechten, manchmal auch durchschnitten auf beide. Zu den Varianten in der Druckausführung, der Leserichtung und der Stellung am rechten oder linken Seitenrand kommt noch die stattliche Zahl der Drucker, 13 insgesamt waren an der Herstellung beteiligt. Selbst ihr Wechsel ließ sich in der Ausgabezeit beobachten, ein Name verschwand plötzlich, ein anderer tauchte neu auf. Alles das zusammen hat bisher über 150 Verschiedenheiten ergeben, genug für eine kleine Sondersammlung besonderer Art, sozusagen Marken mit Druckervisitenkarten oder mit Druckerautogrammen, wenn auch nicht handgeschriebenen. Wenigstens ein paar dieser Art sollten in jeder größeren Sammlung der Köpfeserie sein als charakteristische Belegstücke für eine bestimmte Druckperiode.

Statt weiterer Ausführungen informiert die Tabelle übersichtlich über die einzelnen Drucker, die Druckausführung der Namen und auf welchen Werten sie beobachtet wurden. Unberücksichtigt blieben die Verschiedenheiten nach Leserichtung und Sei-tenrandstellyng, da sie zweitrangig sind. Aber selbst die Beschränkung auf das Primäre ergibt noch 63 echte Varianten. Diese Menge allein ist Grund genug, daran nicht achtlos vorüberzugehen.

(Diese Tabelle 3 bringen wir in unserer nächsten Nummer)

Den Beobachtungen nach wurde der Druckername sowohl zwischen den beiden Ober- als auch den Unterbögen angebracht, wenn sie verschiedene Werte aufwiesen. Das häufige Vorkommen einiger Namen auf mehreren Werten und offensichtliche Parallelen machen wahrscheinlich, daß dies Druckverfahren in der zweiten Periode öfters angewendet wurde, als dies andersfarbige Oberrandleisten noch erkennen lassen und es infolge zu schmal geschnittener Oberränder nur nicht mehr offensichtlich ist. Allerdings gibt die Tabelle keine Möglichkeit, sicher ausfindig zu machen, welche Werte noch einen Maschinenbogen teilten.

Eigenartig ist, daß diese Art von Druckernamen auf 15- und 30 Pf .-Bögen ganz fehlen und auf denen zu 25- und 84 Pf. nur einmal auftreten, dazu noch in der Farbe der 30 Pf.-Marken. Das diente oben als Begründung für die Behauptung, die Druk-kerei habe gegen Ende dieser Periode wieder die Druckverfahren der ersten praktiziert. Ihr seltenes Vorkommen auf 12- und 24 Pf.-Bögen ist ja einzusehen. Ihr Druck hörte wegen Ablösung durch Wilhelm-Pieck-Marken frühzeitig auf. Gegen Ende dieser Periode trat eine Abwandlung der Druckernamen zu Druckermonogrammen auf. Am gleichen Ort standen nun statt voller Namen nur noch die Anfangsbuchstaben des Familien- und Vornamens oder umgekehrt, dafür aber in größeren Buchstaben. Allein 8- und 10 Pf.-Bögen weisen diese Neuerung auf mit gleichen Varianten wie vorher. Auf beiden sind es SW bzw. WS und ZB bzw. BZ. Die vollen Namen sind ja in der Tabelle leicht auszumachen. Als letzte Abwandlung sei ein bloßes, fettes G auf dem Mittelsteg von 16 Pf.-Bögen in aufrechter Stellung erwähnt.

Soweit der Beitrag der Randdrucke zur Kenntnis der Köpfeserie. Man wird zugeben, daß es lohnenswert war, nicht nur auf die Marken zu schauen, sondern auch auf die Bogenränder. Sie hatten immerhin einiges über diese Serie auszusagen, was sonst unbekannt geblieben wäre. Und das taten sie während der Gebraucriszeit unentgeltlich; denn sie kosteten außer ein paar freundlichen Worten keinen Pfennig mehr als die anhängenden Marken. Sie wollten nur beachtet sein. (Fortsetzung folgt.)

32 Herausgeber u. Verlag (alleiniger Eigentümer!: Dr. Heinrich Wittmann (Üb) München 27. Möhlstr. 39



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